Mondfinsternis an der Falkenburg

Das einzige, was nicht perfekt war, war die Mondfinsternis. Aber ansonsten hatten wir großes Glück: Es war ein Freitagabend, eine laue Sommernacht, eine Gruppe von etwa zehn Läufern und die Lust, etwas Besonderes zu unternehmen.

Steinbrüche

Wir starteten also am Hirschsprung in Berlebeck. Zunächst ging es den altbekannten Berg hoch, um ein paar Kurven und Ecken, und schließlich landeten wir in einem ehemaligen Steinbruch. Wir kletterten die Felsen hoch und kamen zu einer künstlichen, 2 Meter tief in den Fels gegrabenen Höhle. In den Felsen finden sich eingeritzt die Zeichen H F 55. Was mag das wohl bedeuten?

Eine gute Story wäre, dass sich in diesem Steinbruch ein Feierort des ehemaligen 55er-Regiments aus Detmold befand und diese Höhle dem Kaltstellen der Getränke und anderen, wenig ernsten Zwecken diente. Wer weiß – wir werden das Geheimnis wohl nie erfahren. Aber ist das nicht das Schöne am Laufen in der Natur, dass man immer wieder neue Dinge entdeckt und sich neue Rätsel stellen?

Steinbruch bei Berlebeck

Ein paar Singletrails weiter kamen wir schon in den nächsten Steinbruch – diesmal viel größer, mit riesigen, hoch aufragenden Felswänden. Hier wurden wahrscheinlich die Steine für die Falkenburg gebrochen. Wir kletterten ein wenig in der Felslandschaft herum und gingen unserer Wege.

Laufen bei 30 Grad

Vogeltaufe

Unsere nächste Station war die “Vogeltaufe” – ein kleines Denkmal, das auf die Christianisierung unserer Gegend verweist. Auf dem Schild stand ein Märchen von singenden Vögeln anlässlich einer Taufzeremonie; wir fanden dagegen die natürlich ebenso erfundene Story des Guides von ermordeten Missionaren deutlich spannender.  

Aussicht über Holzhausen

Aussicht

Am Aussichtspunkt oberhalb des Dörfchens Holzhausen trafen wir uns verabredungsgemäß mit einer zweiten Gruppe Läufer und genossen den Ausblick auf die von der untergehenden Sonne rot gefärbte Landschaft. Die Hitze forderte ihren Tribut und wir waren froh über die mitgebrachten Getränke.

Schließlich erreichten wir die Falkenburg. Unterhalb der Burg zeigten Löcher und Grabungsreste, dass sich hier früher ein Bauernhof mit mindestens drei Häusern befand. Dieser Bauernhof entstand aber erst nach 1523, nach dem endgültigen Verlassen der Burg.

Die Falkenburg

Falkenburg

Die Burgruine wurde in den letzten Jahren ausgegraben und wieder hergestellt. Auf der Oberburg begrüßte uns die Sonne, das große Plateau war noch fast menschenleer und wurde vom Rest des ehemaligen Burgturms gekrönt. Heute ist der Turm ein immer noch imposanter 6 – 8 Meter hoher Stumpf mit drei Meter dicken Mauern; früher thronte er mindestens 20 oder 30 m hoch und groß und mächtig über den Höhen des Teutoburger Waldes. Die Edelherren zur Lippe hatten große Ambitionen und wollten ein mächtiges Adelsgeschlecht werden. Dafür benötigten sie solch ein repräsentatives und mächtiges Bollwerk. Die Burg wurde etwa 1193 gebaut, überstand mehrere Angriffe und Brände und wurde 1523 endgültig aufgegeben. Nicht so schön war, dass sie in den folgenden Jahrhunderten als Steinbruch genutzt und dadurch fast ganz abgetragen wurde.

Infos zur Falkenburg bei Wikipedia

Für uns war die Falkenburg der geeignete Ort, die Mondfinsternis zu beobachten. Von ihren Mauern aus hatten wir eine 360°-Rundumsicht über die Höhen des gesamten Teutoburger Waldes. Im Westen ging gerade spektakulär und feuerrot die Sonne unter und im Osten würde gleich der Vollmond aufgehen und in eine Mondfinsternis übergehen. Zunächst packten wir aber unsere mitgebrachten Lebensmittel und Getränke aus und legten sie zu einem Buffet auf die Burgmauern. Laufen und Sport sind ja gut, aber Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Knoblauchquark, Baguette, Melonen, Käse, Prosecco … was will man mehr?

Buffet an der Falkenburg

So saßen wir also auf der Burg, ein lauer Sommerwind umwehte uns, wir redeten und aßen und tranken und genossen die Zeit. Es war wie ein Urlaub in Griechenland!

Nach und nach füllte sich die Falkenburg mit Einzelpersonen, Wanderern und geführten Gruppen. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen, die Zahl der Menschen nahm zu und alle waren voller Spannung auf die bevorstehende Mondfinsternis. Unsere Lauffreundin Friederike erzählte uns geheimnisvolle Sagen über den Vollmond.

Sonnenuntergang an der Falkenburg

Mondfinsternis?

Wir hatten schon so ein eigenartiges Gefühl, als wir den Dunst über den Höhen sahen. Hier sollte also der Mond aufgehen und sich rot färben? Es kam, wie es kommen musste: Der Dunst war zu stark und die Mondfinsternis blieb nahezu unsichtbar. Erst als es dunkel wurde, konnten wir den Mond ganz zart und knapp über dem Horizont erkennen.

Deutlich spektakulärer war die Internationale Raumstation ISS, die mit raketenartiger Geschwindigkeit in nur wenigen Minuten über den gesamten Himmel flog. Schließlich hatte der Mond ein Erbarmen und zeigte sich uns vorsichtig. Das besondere Ereignis, dass wir erwartet hatten, blieb aber leider aus. Dafür hatte der Mond aber einen Gefährten, den rot gefärbten Mars, mitgebracht. Die beiden standen in aller Ruhe direkt über dem Horizont und blickten unbeeindruckt auf das Treiben der Menschen, begleitet von einer hellen Sternschnuppe.

Mondfinsternis an der Falkenburg

Es war dunkel geworden, fast schwarze Nacht, und die Zeit zum Aufbruch nahte. Wir packten unsere Siebensachen, setzten Stirnlampen auf und verließen die Burg. Oben hatte uns noch der Wind gekühlt, aber je weiter es nach unten ging, desto wärmer die Luft und desto lauter wurde das Zirpen der Grillen.

Fazit

Ein schöner lauer Sommerabend, wie ein Urlaub im Süden. Ein sportliches Event mit Höhenmetern, Singeltrails und viel Schweiß. Ein (fast perfektes) Naturereignis. Ein historisch interessanter und spektakulärer Ort. Ein Abend mit Freunden!

Der Track

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