Kinder-Lebens-Lauf

Laufen für einen guten Zweck

Der Tod von Kindern und Laufspaß passen zunächst einmal nicht zusammen. Wir haben es dennoch versucht. Marcus Biehl hatte uns via Facebook eingeladen, an einem Benefizlauf zugunsten des Bundesverbandes Kinderhospiz teilzunehmen. Wir trafen uns also mit einer kleineren Truppe am Detmolder Marktplatz und wollten eine Fackel von Detmold zum Kinderhospiz in Bielefeld/Bethel bringen.

Der Kinder-Lebens-Lauf führt in 132 Tagen etwa 6.000 km durch Deutschland – zu Fuß, per Fahrrad, im Rollstuhl, mit Inline-Skatern und Kanus und die Fackel (der Hoffnung) wandert von Läufer zu Läufer, von Kinderhospiz zu Kinderhospiz.

Kinder-Lebens-Lauf des Bundesverbandes Kinderhospiz e. V.

Hermannslauf mal anders

Es war uns also eine Freude und eine Ehre, an diesem Lauf teilzunehmen. Wir kannten die Strecke ja – im wesentlichen war es die Hermannslaufstrecke mit etwa 30 km. Bei bestem Wetter liefen wir durch Detmold, hinaus in die Natur, redeten über dieses und jenes, ließen uns Zeit und warteten aufeinander.

Laufen für einen guten Zweck

In Oerlinghausen hatten wir etwa zwei Drittel der Strecke hinter uns gebracht. Dort wartete ein Helfer mit einem kleinen VP und Obst, Wasser und Müsliriegeln. Eigentlich habe ich zur Zeit mein Laufpensum zur Regeneration stark reduziert und mache nur noch kurze Läufe je nach Lust und Laune. Daher war dieser Lauf ziemlich unvernünftig und ich hatte mir die Option zum Ausstieg ausdrücklich offen gehalten. In Oerlinghausen hatte ich aber noch viel Lust und ein bisschen Kraft, den Lauf zu Ende zu bringen. Ich konnte das Tempo der Gruppe aber nicht mehr halten, so dass wir uns hier trennten und ich den Rest allein lief.

VP in Oerlinghausen

Es ging nun die bekannte Hermannslaufstrecke über die Hügel und Felder Richtung Sparrenburg – wie anders und friedlich sieht die Strecke aus, wenn man hier allein läuft und nicht vom Publikum angefeuert wird! Ich lief also in aller Ruhe bis fast an die Promenade zur Sparrenburg, einmal links abgebogen und durchs Wohngebiet, und schon war ich am Kinder- und Jugendhospiz in Bethel. Die letzten Kilometer fielen mir schwer, aber am Ende kam ich gut an und war zufrieden mit mir. Am Hospiz brodelte dann das Leben, das mich alles vergessen ließ.

Wir kreuzen die Autobahn bei Lämershagen

Kinderhospiz

Kinder sterben. Schrecklich. Für Eltern unvorstellbar und trotzdem tausendfache Realität. Das Hospiz ist hell und schön, die Sonne schien, wir wurden herzlich empfangen. Eine große Gruppe Jugendlicher und Begleiter sowie Rollstuhlfahrer warteten auf unsere Fackel und waren bereit, sich auf ihren Weg zu machen. Gute Stimmung, Snacks, kühle Getränke, Freude über den absolvierten Lauf. Fotos, Aufregung, Eltern mit (todkranken?) Kindern. Lachen. Stolz auf die eigene Leistung, Gespräche mit den haupt- und ehrenamtlichen Helfern.

Es war eine coole Atmosphäre, die in starkem Gegensatz zu dem traurigen Anlass Kindersterben stand. Wir saßen anschließend eine Weile auf der Terrasse, leerten die angebotenen Süßigkeiten, sprachen viel. Es saßen Eltern dort mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm – sind diese Kinder wirklich dem Sterben geweiht? Das Hospiz hat eine positive und freundliche Aura, die das Leid vergessen läßt. Welch eine Kraft steckt in den Menschen und besonders den Kindern, die trotz der Trauer und dem Schmerz so viel Freude und Energie im Alltag freisetzt!

Gute Laune beim Kinder- und Jugendhospiz in Bethel

Wir haben zum Dank eine kleine (herzzerreißende) Medaille geschenkt bekommen, die ihren Ehrenplatz bei mir eingenommen hat.

Medaille

Diese kleine Medaille aus gebürstetem Edelstahl ist ein Glücksbringer und soll das Anliegen der Kinderhospizarbeit in den Alltag tragen.
Freitag, 13. Februar 2009: An diesem Freitag wurde den Eltern der 12-jährigen Angelina mitgeteilt, dass ein Gehirntumor das Leben ihrer Tochter bedroht. Es folgten fünf Jahre voller Behandlungen und Operationen, bis sich Angelina in der Silvesternacht 2013 auf ihre letzte Reise begab. Die Medaille mit seiner Herz-Engel-Form ist der Silhouette eines beschützenden Engels nachempfunden, der bis heute als Grabstein über Angelinas Grab wacht und von ihrem Vater eigenhändig geschaffen wurde. Infos

Der Engel

Fazit

Diese Aktion war es definitiv wert unterstützt zu werden. Wir haben viel Spaß zusammen gehabt, engagierte Menschen mit viel Freude kennengelernt und sind für einen guten Zweck gelaufen. Wir haben neue Erfahrungen gemacht und wurden zum Nachdenken angeregt. Vielleicht sollten wir auch einmal einen solchen Benefizlauf auf die Beine stellen. Es war sehr schön und sehr beeindruckend!

Der Bundesverband Kinderhospiz e.V.

In Deutschland leben etwa 40.000 Kinder und Jugendliche mit lebensbegrenzenden Erkrankungen und jedes Jahr sterben etwa 5.000 daran. Der Bundesverband Kinderhospiz macht sich mit seinen Mitgliedern, den ambulanten und stationären Kinderhospizeinrichtungen, für diese Menschen stark und veranstaltet diese einzigartige Kampagne, an der wir uns beteiligen durften. Danke!

http://kll.bundesverband-kinderhospiz.de/

Infomaterial zum Download

Die Läufer/innen im Ziel beim Kinder- und Jugendhospiz in Bethel

2 Comments

  • Ja, da kann ich mich nur meiner Vorrednerin anschließen – was für ein bemerkenswertes Projekt und eine wirkliche vorbildliche Aktion! Super! GRATULATION

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