New York Marathon 2022

Macht eure Träume wahr! Welche immer es auch sein mögen.

Ich habe es getan! Ich bin den New York Marathon gelaufen. Es war emotional und überwältigend – in vielerlei Hinsicht.

Eine lange Geschichte

Die Planung

Ich hatte euch ja bereits erzählt, wie lange mich der New York Marathon schon beschäftigt. Seit dem unsäglichen Oberelbe-Marathon 2006 bei Dresden träumte ich von einer Teilnahme.

Nach vielen Jahren wurde mir klar, dass man Träume nicht nur haben, sondern auch verwirklichen soll. Daraufhin hatte ich mich 2019 für New York angemeldet, inklusive einer USA-Rundreise. Weil Beatrix zwei Wochen vorher krank geworden war, mussten wir alles absagen – kein Problem, reisen wir einfach 2020!

Und dann kam Corona. Kein Problem, reisen wir einfach 2021. Ihr ahnt es: Auch 2021 hatte uns Corona im Griff. Die Geschichte hat Längen, tut mir leid! Wir blieben am Ball und planten einfach 2022 mit allen möglichen Krankheits-und-Corona-Reiserücktritts-Versicherungen erneut – diesmal endlich mit Erfolg.

Die Vorbereitung

Im Juli bekam ich Corona, dank dreier Impfungen mit einem milden Verlauf. Alles gut, aber dadurch verzögerte sich der Trainingsbeginn um drei Wochen. Dazu kamen die vorherige Laufpause und die Sommerhitze, sodass ich schlecht ins Training fand. Es war sogar ungewohnt schwer und unbefriedigend, bis ich realisierte, dass ich unter leichten Post-Covid-Einschränkungen litt und meinen geplanten Trainingsstand nicht erreichen konnte. Und last, but not least kamen Schmerzen im Knie hinzu. Die Vorbereitung lief also etwas unglücklich.

Danke an dieser Stelle an die beste Laufgruppe der Welt, das Trail Team Lippe, die mich unterstützte und bei den langen Sonntagsläufen mit zu viel Asphalt begleitete. Ihr seid die Besten! Und ich verspreche: Ab jetzt gibt es wieder reichlich Matsch!

Endlich in New York

Anreise inklusive Flug, Hotel, Sightseeing, Sonnenschein und klare Luft – alles war ganz wunderbar in der Stadt, die niemals schläft. Wir atmeten den Geist dieser Metropole, trafen unsere Freundin Kathleen und genossen die Zeit. New York ist unglaublich.

Hudson Yards. Nebenan fand die Startnummernausgabe statt. Oben gibt es in 340 Meter Höhe eine Aussichtsplattform.
Der Time Square

Werbeblock

Bitte erlaubt mir einen kleinen Werbeblock: Wir hatten über Ali Schneider Marathonreisen gebucht und waren mehr als zufrieden. Hotel, Betreuung, Crew – alles war perfekt. Ich danke euch!

Das Hotel Hyatt Place in New Jersey ist gut und ruhig gelegen, genau an einer Buslinie (Linie 320), die mitten ins Zentrum von Manhattan führt. Die Zimmer sind riesig und für einen längeren Aufenthalt geeignet.

Jetlag

Alles wäre gut gewesen, wenn, ja wenn mich der Jetlag nicht im Griff gehabt und meine Nächte ruiniert hätte. Dazu gab es noch andere Probleme. Ich kürze ab: Am Morgen des Starts ging es mir so schlecht, dass ich fast einen Coronatest gemacht hätte. Und so sollte ich jetzt den Marathon laufen und genießen, auf den ich mich so gefreut hatte? Würde ich ihn überhaupt bewältigen?

Mit schlechter Laune reiste ich zum Start und wartete dort ziemlich traurig. Traurig über meine körperliche Verfassung, traurig über den schlechten Verlauf meines Traumes, traurig über mich selbst. Ich schildere das so breit, weil sich gleich eine Menge tun sollte.

Der Lauf

Und jetzt geht’s los …

Auf dem Weg in den Startbereich spürte ich das Kribbeln. Bestes Laufwetter, allgemeine Aufregung. Läufer und Läuferinnen aller Herren Länder und babylonisches Sprachgewirr. Wir standen auf den Auffahrtsrampen einer riesigen, doppelstöckigen Brücke. Die Uhr tickte, aufmunternde Worte fielen und dann wurde die Nationalhymne gesungen. The Star-Spangled Banner, Schweigen, Hände auf den Herzen, andächtige Stimmung, Jubel bei den letzten Zeilen „Home of the brave“. Gänsehaut!

50.000 Mutige begannen das Abenteuer ihres Lebens. Jedes Abenteuer beginnt mit einem Schritt und den unternahmen wir gemeinsam. Meine schlechte Stimmung verschwand langsam, ich hängte mich erst an den einen, dann an den etwas schnelleren Pacemaker und spürte die Lust am Laufen. Es ging doch!

Start auf einer doppelstöckigen Brücke

Das beste Publikum der Welt

Von nun an sollte meine emotionale Achterbahn die Richtung wechseln. Wir liefen über breite Straßen, durch Wohngebiete, Blick auf die ersten Hochhäuser und wachsende Begeisterung am Straßenrand. Rechts und links der Straßen standen die Zuschauer dichtgedrängt, jubelten uns Meile um Meile zu, hielten Plakate hoch und klatschten uns ab.

Blick aufs Empire State Building

Das Publikum lachte, tanzte, feierte, schrie sich die Seele aus dem Leib. Bands, Tanzgruppen, Lautsprecher, DJs mit großen Anlagen am Straßenrand. Selbst die Polizist/-innen waren gutgelaunt. Alle waren sie unterwegs: Alte und Junge, Schwarze und Weiße, Hispanics und Italo-Amerikaner, Elegante und Freaks, Arme und Reiche – die ganze Breite dieser unglaublichen Gesellschaft zog eine Riesenshow ab, um uns und sich selbst zu feiern. Die New Yorker sind stolz auf ihren Marathon.

Ein Video bei You Tube. Bitte klicken.

In Brooklyn schließlich eskalierte der Jubel. Die Straßen wurden enger, das Publikum tanzte und schrie wilder und bejubelte jeden Läufer frenetisch. Wie groß war der Gegensatz zu meinem eingangs beschriebenen Stimmungstief! Gerührt und mit Tränen in den Augen nahm ich diese unglaubliche Atmosphäre in mich auf und ließ mich von den New Yorkern pushen.

Vergesst alles, was ihr bisher an Stimmung erlebt habt. Vergesst unsere Fußballstadien, vergesst die Südkurve, das sind nur traurige Schlafzimmer. Vergesst Hermannslauf und Co! Vergesst einfach alles. Der New York Marathon setzt die Maßstäbe.

Die Feuerwehr von New York

Kilometer um Kilometer bis ins Ziel hielt dieser Jubel an. Ich hatte Kopfhörer im Ohr mit meiner Playlist „Die Toten Hosen“ und konnte die Musik doch nicht hören, weil sie vom Lärm der Zuschauer übertönt wurde. Wie oft an diesem Tag war ich überwältigt von der Stimmung und den Menschen. Das war reiner Wahnsinn. Bis ins Ziel! Danke euch allen, ihr New Yorker.

Gut gelaunt bei Meile 17

So ließ ich mich also treiben, durch diese riesige Stadt mit ihren unglaublichen Bewohnern, und bekam immer mehr Selbstvertrauen. Bei Meile 17 warteten unsere Supporter und gaben einen neuen Motivationsschub. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich den Lauf beenden und das sogar in einer (für meine Verhältnisse) nicht ganz so schlechten Zeit.

Unser Supporterteam von Ali Schneider Reisen

Am Ziel

Am Ende des Tages ist ein Marathon stets superanstrengend und grenzwertig. Das muss man sich nicht schönreden. Die 42 Kilometer wollten bewältigt werden und natürlich hatte ich unterwegs auch Gehpassagen. Die letzten Meilen führten uns durch den Central Park und an Hochhausschluchten vorbei. Die zweite Kraft kam und ich konnte wieder durchgehend laufen. Es wurde dunkel, die Zielzone war in buntes Licht getaucht, erleuchtete Wolkenkratzer im Hintergrund. Das Publikum blieb fanatisch bis zum Schluss und schrie uns ins Ziel.

Unglaublich – ich hatte es geschafft – den New York Marathon 2022! Und mit mir zusammen fast 50.000 Läufer und Läuferinnen aus der ganzen Welt. Tränen in den Augen, wieder einmal.

Im Ziel

Über das Ziel hinaus

So ging ich dann also erschöpft und glücklich mit meiner Medaille um den Hals aus der Zielzone hinaus und traf mich mit Beatrix. Beim Einstieg in den Bus wurde ich beklatscht und erhielt Gratulationen. Ihr müsst wissen, dass es üblich ist, am nächsten Tag in der Stadt die Medaille um den Hals zu tragen. Auch hier wurde ich mehrfach begeistert angesprochen.

Auf dem Weiterflug hielt der Steward eine kleine Ansprache und das ganze Flugzeug applaudierte den anwesenden Marathonis. Leistung (welcher Art auch immer) wird in den USA mehr gewürdigt als im nüchternen Deutschland.

Was bleibt?

Zunächst bleibt die Erkenntnis, dass dieser Marathon bis zum Schluss eine lange Geschichte mit vielen Aufs und Abs hatte. Sport ist stets emotional (positiv und negativ) und man muss sich seiner Emotionalität stellen – nur dann wird es wirklich gut.

Ich durfte ein einmaliges Lauferlebnis in einer großartigen Stadt erleben. Die New Yorker sind unglaublich und verrückt, positiv verrückt. Solch eine Stimmung habe ich in meinen Leben noch nicht erlebt.

Ich habe mir einen Wunsch erfüllt, den ich seit über 15 Jahre mit mir herumgetragen hatte. Man muss seine Träume leben – jetzt, nicht später oder irgendwann!

Beharrlichkeit führt zum Ziel. Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende. Never give up!

Und am Ende bleibt das Gefühl des Glücks.
Danke.

6 Comments

  • Hi Hans,
    ich kam nun endlich dazu, mir deinen Bericht über den New York Marathon durchzulesen. Wow, ich habe mich direkt zurückversetzt gefühlt an diesen tollen Tag. 🙂 Danke für diesen schönen Bericht und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja nochmal bei einem der anderen Major 6 Läufe 😉
    Grüße aus dem Münsterland, auch von Bernd!
    Laura

  • Hallo 🙋 ihr beiden, schon zurück aus Ohio? War sehr schön euch kennengelernt zu haben! Viele Grüße aus Bayreuth von Uli und Martin

  • Lieber Hans, ich bin super stolz auf dich 👌. Die Eindrücke von diesem Lauf kann dir keiner nehmen….. Auf ein baldiges, neues Abenteuer 😅😅

  • Respekt und Gratulation Hans!
    Danke für den tollen Bericht.
    Ich hatte beim Lesen fast ein bisschen das Gefühl, dass ich auch dabei war 🙂

  • Hans ich bin so stolz 🥹 auf Dich & freue mich so für Dich das Du es gerockt hast.
    Du hast es so verdient 🥇

  • WOW Hansi, unglaublich starke Leistung!!! New York ist wirklich eine atemberaubende Stadt die niemals schläft.
    Weiter so! Gruß HaDa

Schreibe einen Kommentar