Geil war’s. Wir haben mit einer großen Truppe Teuto Runner den U.TLW 2018 besucht. Kurzes Fazit: Wir kommen wieder! #utlw2020
Sportliche Herausforderung und Strecke
Wir sind in Bayern. Mitten in Bayern. Das bedeutet zum Start selbstverständlich eine Blaskapelle. Aufgeregt stehen wir im Startbereich, checken noch einmal unsere Ausrüstung und reden viel. Beide Strecken beginnen mit einem langen Anstieg. Und wenn die Jungs und Mädels aus dem Bayerischen Wald “Anstieg” sagen, dann meinen sie „Anstieg“!
Ich laufe die “kurze” Strecke, immerhin 24 km bei 1.200 Höhenmeter. Es geht die ersten 10 km bergauf, immer weiter bergauf, und es wird unmerklich immer steiler und steiler und unwegsamer, bis es zuletzt nur noch ein Krakseln ist. An Laufen ist schon lange nicht mehr zu denken. Schließlich ist es geschafft – ein großer Felsen markiert das Ende des ersten Anstiegs und zugleich die nahe tschechische Grenze.
Wir laufen über eine fast gänzlich unbewaldete Hochebene mit einem großartigen Ausblick auf die benachbarten Berge und Täler. Wie malerisch die Dörfer in den Tälern liegen, wie klein alles von hier oben erscheint!
Nun geht es all die schönen und so schwer erklommenen Höhenmeter wieder bergab und wir wissen, dass der zweite, noch steilere Anstieg vor uns liegt. Diesmal geht es allerdings von Anfang an richtig zur Sache und über Felsen kletternd steil bergauf. Der Große Osser ist wirklich groß. Und hoch. Wir fallen in einen fast meditativen Rhythmus mit Tunnelblick, und Schritt für Schritt geht es bergan. Es ist anstrengend, wir reden nicht mehr, aber wir wissen, dass wir es können und dass wir es schaffen! Das ist die Essenz: Der U.TLW ist anstrengend, ja grenzwertig, aber er ist machbar. Man muss wissen, was man tut; man muss Erfahrung haben, sich selbst einschätzen können und die Strecke ernst nehmen. Und so gelangen wir nach oben, jeder in seinem eigenen Schritt.
2016 hatte ich während dieses Anstieges sehr schlechte Laune. Wie anders ist es heute! Ich komme begeistert oben auf dem Berg an, blicke mich um und bin von dem Panorama überwältigt, stelle mich mit ausgebreiteten Armen auf die Felsen und habe das Gefühl des Sieges, das Gefühl ein Trailgott zu sein! So will ich laufen, so will ich auf den Gipfeln und im Ziel ankommen, so will ich es genießen: Glücklich!
Oben auf dem Großen Osser ist eine geniale Verpflegungsstation aufgebaut (natürlich mit Musikkapelle) und wir stärken uns für den Schlusslauf. Typisch sympathisches Bayern: Es gibt Bier! Alkohlfrei. Wer glaubt, dass er es jetzt die letzten 7 Kilometer bergab locker rollen lassen kann oder sich gar auf einen kleinen Downhill freut, der hat sich getäuscht. Der Holy Trail liegt vor uns, das anspruchsvollste Stück des Laufes! Es geht im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein durch bizarre Felslandschaften und wilde Wälder. Jeder Schritt erfordert höchste Konzentration; jeder Fehltritt würde mit einem üblen Sturz bestraft. Wir sind müde, Muskeln und Konzentration lassen nach und wir laufen auf endlosen Singletrails Kilometer um Kilometer durch diese wunderbare Gegend.
Zuletzt geht es über grüne Wiesen oberhalb des Städtchens Lam in den Ort hinein und endlich erreichen wir das Objekt der Begierde: Den Zieleinlauf. Den roten Teppich. Das jubelnde Publikum. Gänsehaut. Glück. Es ist geschafft! Meine Freunde begrüßen mich im Ziel, wir klatschen uns ab, trinken gierig die bereitstehenden Getränke, jeder hat etwas anderes zu erzählen, die Begeisterung strömt aus uns heraus. Nach und nach kommen alle rein und wir treffen uns zusammen auf dem Marktplatz.
Es gibt einen wunderschönen und emotionalen Film zum U.TLW 2016. Wir haben ihn alle vor dem Lauf mit Gänsehaut gesehen. Der Lauf 2018 war genauso schön!
Orga und Drumherum
Die Organisation wird viel gelobt: Sie ist einfach toll. Alles ist perfekt, aber überschaubar, freundlich, menschlich. Briefing und Startnummernausgabe am See mit Liegewiesen-Feeling, gutes Wetter, Versorgung unterwegs mit Musik und supernetten, gutgelaunten Leute aus dem Ort und den Vereinen. Die Aftershowparty habe ich verpasst, aber die planen wir für 2020 ein. Der Slogan “Von und für Trailrunner“ passt. Danke Euch für alles, liebes Orga-Team! Ich habe Max noch im Zielbereich persönlich und nassgeschwitzt gedankt. Es war so schön bei Euch!
Einen Wunsch/Vorschlag möchte ich an dieser Stelle an das Orga-Team herantragen. Ich wünsche mir mehr Frauen auf der Strecke und generell im Laufsport. Vielleicht könnt Ihr Euch ja eine spezielle Frauenförderung überlegen, wie Quotierung der Startplätze, besondere Finishershirts für Frauen, eine spezielle Wertung für Nachwuchsläuferinnen, andere Sprachregelung wie „Königin vom Bayerwald“ usw. Da fällt Euch etwas ein.
Laufgruppe Teuto Runner
Soo … nun geht es weiter mit unserer Laufgruppe. Wir Teuto Runner sind mit etwa 15 Läuferinnen und Läufern aus dem Teutoburger Wald etwa 600 km angereist – 5 für die lange und 10 für die “kurze” Strecke. Dazu noch Anhang und Supporter, so dass wir mit ungefähr 20 Personen einen Kurzurlaub in Lam verbringen. Wir treffen uns abends in den Gasthöfen und genießen die bayerische Kost mit Fleischgerichten und Bier. Wir verbringen den Liegewiesennachmittag bei der Startnummernausgabe zusammen und haben eine gute Zeit. Bis heute Morgen habe ich noch geglaubt, dass wir die größte Truppe waren. Tatsächlich waren aber zumindest die Bayronman zahlreicher als wir. Da geht 2020 noch mehr! Können wir uns für 2020 vielleicht auf einen Sonderpreis für die größte Truppe in Form eines kleinen Bierfäßchens einigen?
Einige Läufer der 24-km-Strecke nehmen sich vor, gemeinsam zu laufen und gegebenenfalls aufeinander zu warten. Das machen wir zu Hause auch immer. Warum also nicht hier? So bilden sich dann eine 6er- und eine 2er-Truppe, die jeweils zusammen laufen. Es tut so gut, wenn jemand auf einen wartet, ein aufmunterndes Wort hat oder einfach nur nach einem schaut. Wir haben viel geredet, gelacht und einen schönen Lauf zusammen absolviert. Übrigens … Wir waren die, die dauernd angehalten und Gruppenfotos gemacht haben. Soviel Zeit muss ein! Die Zielzeit hat darunter massiv gelitten, aber wen interessiert das schon?
Die gute Nachricht: Alle sind durchgekommen und es gab keine Ausfälle. Die Spannbreite im Ziel reichte von völlig kaputt bis gut gelaunt – also alles wie immer und ganz normal. So ganz schlecht kann unsere Vorbereitung nicht gewesen sein.
Was bleibt?
Zunächst bleiben einmal 359 Fotos im gemeinsamen Ordner (nach dem Sortieren). Ein wunderbares Wochenende gemeinsam mit Freunden. Ein aufregender, fordernder und schöner Lauf und Erfahrungen in neuem, anspruchsvollem Gelände. Viel Spaß. Und die Lust, 2020 wieder zu kommen. #utlw2020
Fachsimpelei
Alle Nichtläufer können jetzt mit dem Lesen aufhören, weil nun zum Schluss die unvermeidliche Fachsimpelei folgt:
Laufstöcke: Wir haben vor, während und nach dem Lauf diskutiert, ob die Verwendung von Stöcken sinnvoll ist, und die Meinungen gingen wie immer weit auseinander. Das macht uns Teuto Runner aus: Wir sind immer vielfältig. Ich persönlich habe 2016 und 2018 die Stöcke sehr viel benutzt (vielleicht bei 60 – 70 % der Strecke) und möchte sie nicht missen. Bergauf haben sie mir Kraft gespart und bergab haben sie mir Trittsicherheit gegeben sowie meinen Körper stabilisiert. Beides hat mir den Lauf sehr erleichtert. In diesem Beitrag erzähle ich von unserem Training.
Holy Trail: Man muss ihn gelaufen sein. Schön und schrecklich zugleich. Einzigartig. Er ist beeindruckend, wenn man ihn am Ende des Laufes mit müdem Körper und müdem Geist läuft. Man muss Respekt haben. Und ihn genießen. Welch eine Schönheit liegt in diesen kleinen Wegen verborgen. Das ist Trailrunning!
Trailrunning ist etwas Besonderes. Ein Halbmarathon beispielsweise ist klar und definiert. Für einen Straßenläufer ist ein 6er Pace nichts Aufregendes. Für uns Mittelgebirgler kommen die Höhenmeter hinzu. Waldwege laufen sich noch einmal anders. Spätestens bei den Trails braucht man nicht mehr über Pace zu sprechen. Und bei Cross hört es ganz auf. Nun kombinieren wir im Teutoburger Wald das alles mit ein paar Kilometern und haben ein schönes Gesamtpaket für unseren Laufalltag. So weit, so gut.
Hier im Bayerischen Wald wird das alles übertroffen durch noch mehr Höhenmeter, noch mehr Steigungen und noch anspruchsvollere Trails bergauf und bergab. Damit sind wir wieder bei unserem Beispiel „Holy Trail“: Auf dem Papier geht es 7 km bergab – alles easy. In der Realität ist es anspruchvollstes Laufen und in keinster Weise easy. Trailrunning im Bayerischen Wald ist eine eigene Liga. Respekt und Danke, dass Ihr uns eingeladen habt!
Schuhe: Wie profiliert sollen die Laufschuhe sein? Wie ist die Strecke? Tags vorher gab es starken Regen, der zu matschigen Wegen und feuchten Felsen führte. Sind stark profilierte und feste Schuhe ähnlich dem Salomon Speed Cross sinnvoll? Oder braucht es gar nicht so viel Profil, so dass man auch einen etwas flexibleren Schuh wie den Salomon Sense verwenden kann? Auch hier gehen die Meinungen wie immer auseinander, so dass wir unterwegs viel Stoff zum Diskutieren haben. Wichtig ist am Ende, dass der Schuh zu einem selbst passt. Es gibt keine Generallösung. Ich habe mich für die softere Variante in Form des Sense entschieden und es nicht bereut.
Lieber Hans, wenn ich diese Story lese brennt es wie ein Feuer! Ich denke darüber mal nach ob es 2020 was werden könnte die Tour über Stock und Stein zu bewältigen…. ??