Ich bin im Grunde meines Herzens noch ein kleiner Junge und liebe Burgen und Schlösser und alte Wallanlagen und deren Geheimnisse! Schon vor vielen Jahren haben wir diese Anlagen erkundet – damals noch analog mit Karten und Büchern aus totem Holz. Wieviel einfacher ist es heute mit Smartphone, GPS-Daten und geplanten Touren! Wie ich Touren plane, könnt Ihr hier nachlesen; jetzt geht es aber zu den Schlössern und Burgen:
Schloss Schieder
Wir starten unseren Lauf am Schiedersee beim Schloss Schieder. Gleich nach Überquerung der Emmer gelangen wir in den Schlossgarten, der wunderbar im Barockstil angelegt ist: Gerade Linien, gepflegte und beschnittene Bäume, sicher irgendwo auch mit einem Labyrinth. Ich stelle mir vor, wie hier früher die hohen Herrschaften mit ihren üppigen Kleidern, hoch toupierten Phantasie-Frisuren und bunten Anzügen umher stolzierten, mit ihrem Reichtum protzten und ihr Leben genossen. Adeliger im Barock – das wäre ein Leben!
Das Läuferleben im 20. Jahrhundert ist aber auch nicht verkehrt! Die Sonne scheint, wir sind gespannt auf das vor uns Liegende, laufen einfach und genießen den Tag. In der Mitte des Parks befindet sich das Schloss, dass ab 1703 ebenfalls im Stil des Barock errichtet wurde. Ich gebe zu, dass man als Läufer nicht allzusehr auf die kulturellen Feinheiten achtet, aber der Ästhetik dieses Ortes können wir uns nicht entziehen. Schnell noch die Treppen hoch, auf denen früher die adeligen Fräuleins den Park und die möglichen Ehepartner taxierten, und dann weiter Richtung Mörth!
Alt-Schieder auf dem Mörth
Das Mörth ist ein Hochplateau mit einem großen Hochmoor und etwas ganz Besonderes, da es als europäisches Naturschutzgebiet (FFH) eingetragen ist. Auf dem Weg hinauf steht die Wallanlage “Alt Schieder” auf unserem Programm. Es gibt in unserer Region viele Wallanlagen (Tönsberg, Grotenburg usw.) und wir haben schon einige davon besucht. Es handelt sich dabei meist um großflächige Fluchtburgen, in die sich die Bevölkerung im Kriegsfall mit Mann und Maus und Kuh und Schwein zurückziehen konnte.
Alt-Schieder hingegen ist relativ klein und war wahrscheinlich eher ein Adelshof. Die Anlage ist vor Ort nicht gut zu erkennen; lediglich die im Wald gelegenen Wälle weisen auf eine starke Befestigungsanlage hin. Wie hat es hier im Mittelalter ausgesehen? Wer hatte hier das Sagen? Wie lebten die Menschen in der Nachbarschaft des hohen Herrn?
Wir haben jetzt erst einmal die Aufgabe, weiter auf’s Mörth zu laufen – es geht ewig lange bergauf und weiter bergauf. Wir brauchen Geduld, um in der Wärme durch die großen Wälder hinauf zu gelangen. Glücklicherweise gibt es unterwegs genug zu bereden, so dass uns die Zeit nicht allzu lang wird. Endlich gelangen wir auf die Hochfläche, finden den Seerosenteich, den Kammmolchteich und beim Abstieg den von uns so genannten “Grünen Teich” – der ist wirklich grün!
Unser Ziel ist die Burg Schwalenberg, die seit kurzem wieder Restaurantbetrieb hat. Wir kehren dort ein und lassen uns vom netten Wirt mit selbstgebackenem Kuchen verwöhnen. Unser Lauf hat sein verdientes Ende gefunden und wir kommen überein, unsere Laufgruppe hierhin einzuladen (danke Jens für die geniale Idee).
Sonnenuntergang an der Burg Schwalenberg
Gesagt, getan – ein paar Wochen später stehen wir mit etwa 20 Läuferinnen und Läufern wieder vor der Burg und freuen uns auf einen warmen Sommerabendlauf. Von oben sehen wir, wie sich das Städtchen Schwalenberg in die Landschaft schmiegt. Es geht sofort nach unten, durch die Wiesen hinab in den Ort. Über uns thront die sonnenbeschienene Burg und wir laufen durch malerische Gässchen, an der alten Kirche vorbei, entlang der Fachwerkhäuser, Cafes und Restaurants und der staunenden Bürger der Stadt. Schwalenberg ist wirklich schön!
Am Ortsausgang trennen sich unsere Wege. Eine Gruppe läuft eine etwas kleinere Runde, während die andere Gruppe wieder auf’s Mörth hinauf darf. Eine kleine Begebenheit am Rande: Wir kommen an einer Grillparty vorbei, deren Teilnehmer uns leichtsinnigerweise ihr Bier anbieten – einige von uns können das Angebot nicht ablehnen und lassen sich unter den etwas erschreckten Blicken der Feiernden ein Laufbier schmecken!
Von der Burg Schwalenberg aus hat man einen genialen Blick auf das Lipperland und auf den Sonnenuntergang. Und genau dort klingt der Abend mit gutem Essen, Freunden und viel Spaß aus. Das kann ich schlecht beschreiben; schaut Euch einfach die Fotos an.
Infos zur Burg Schwalenberg
Ach ja, noch ein paar Infos zur Burg Schwalenberg: Zunächst einmal ist das Restaurant sehr empfehlenswert und ich mache gerne Werbung dafür. Hier geht es zur Facebookseite.
Die Burg selbst liegt groß und beeindruckend über dem kleinen Ort. Burg-Puristen würden sagen, dass sie nichts Besonderes sei, da sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts grundlegend umgebaut wurde und eigentlich nur ein großes Haus im pseudoromantischen Stil der Kaiserzeit um 1900 ist (der Autor dieser Zeilen spricht gern von “Kaiserkitsch”). Aber Kitsch kann auch sehr schön sein, wie wir erfahren haben! Die Burg hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Die Grafen von Schwalenberg erbauten die Stadt Schwalenberg und die erste Burg etwa ab 1228. Ähnlich wie Edelherren von Lippe mit der Falkenburg (unser Laufbericht zur Falkenburg) wollten sie damit ihr Land entwickeln und ihre Macht stärken. In der Spätrenaissance (genauer 1627/28) errichteten die lippischen Fürsten die Burg neu. Und – wie gesagt – um 1900 wurde sie ein drittes Mal erbaut. Seit kurzem wird sie wieder als Restaurant genutzt und wir wünschen den Wirten ein gutes Gelingen!
Die Tracks
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