Ich kenne Max lose über meine Teilnahmen am U.TLW im Lamer Winkel und habe ihn als sympatischen und freundlichen Menschen kennengelernt.
Persönliches
Max, erzähl uns ein bisschen über Dich.
Ich bin 68 Jahre alt und pensionierter Berufsschullehrer. Vom Sport her bezeichne ich mich als Multisportler. Ich habe immer viele verschiedene Sportarten betrieben und liebe Abenteuer. Mein Ansatz heute ist „sportlicher Naturgenuss“: Ich brauche Bewegung, ich brauche Natur, ich muss draußen sein – egal, wie das Wetter ist.
Laufen
Seit wann läufst Du?
Mit etwa 17 Jahren habe ich angefangen zu laufen. Aber auch Radfahren, Mountainbiken, Triathlon, Skilanglauf, Tourenski, Schneeschuhwandern und Bergsteigen gehörten immer mit zu meinen Sportarten. Zur Zeit laufe ich eher weniger und bin mehr mit dem Mountainbike unterwegs. Dazu kommen Wandern und Speedhiking.
Ich bin heute noch vier Mal aktiv in der Woche unterwegs. Da ich direkt am Waldrand wohne, kann ich schnell und direkt in der Natur sein.
Wieviel Kilometer läufst Du pro Jahr?
In meiner besten Laufzeit lief ich bis zu 120 Kilometer pro Woche. Mitte der 1980er Jahre habe ich das Laufen und besonders den Langlauf für mich entdeckt. 1985 habe ich meinen ersten Ironman absolviert. Danach bin ich aufs Radfahren und besonders auf das Mountainbike umgestiegen.
Wie hältst Du es zur Zeit?
Früher habe ich viele Wettkämpfe bestritten und es genossen, mich mit anderen zu messen. Altersbedingt ist es jetzt natürlich weniger geworden, dafür hat der Naturgenuss deutlich zugenommen. Ich laufe jetzt nur noch für mich und keine Wettkämpfe mehr. Dafür nehmen lange Unternehmungen in anderen Sportbereichen zu. So war ich z. B. in diesem Jahr auf dem Jordan Trail unterwegs, selfguided und selfsupported. Nächstes Jahr plane ich Wandern und Bergsteigen im Südkaukasus/Georgien. Ich weiß, wie schön es draußen ist und wie gut es mir tut, dort zu sein.
Welche besonderen Sportveranstaltungen hast du als Multisportler gemacht?
Als Mountainbiker bin ich zwei Mal die Transrockies gefahren, einmal das Transcarpatia und fünf Mal das berühmte Grand Raid Cristalp. Als Triathlet habe ich neben zahlreichen Kurzdistanzen zwei Ironmen erfolgreich absolviert. Als Läufer bin ich die Marathondistanz in 2:47 gelaufen und meine längste Trailrundistanz war 70 Kilometer. Als Bergsteiger habe ich es bis auf 6300 Meter geschafft.
Läufst Du viel allein oder hast Du andere Leute, mit denen Du trainierst?
Ich bin oft alleine unterwegs, weil ich dann nur mir verantwortlich bin. Bei gemütlicheren Unternehmungen schätze ich aber Begleitung sehr.
Hattest Du schon mal schwere Verletzungen?
Zwei Brüche bei Stürzen mit dem Mountainbike, aber keine dramatischen Verletzungen.
Welche Tipps kannst Du Hobbyläufern zur Vermeidung von Verletzungen geben?
Langsam aufbauen, Krafttraining und Lauf-ABC nicht vergessen; seid auch mal barfuß unterwegs.
An wieviel Rennveranstaltungen nimmst Du pro Jahr teil?
An Rennveranstaltungen nehme ich nur noch als Betreuer für unsere jungen Gamsböcke teil. Zum 60. Geburtstag bekam ich von meiner Familie einen Startplatz bei einem Ironman geschenkt. Ich bin auf das Geschenk zum 70. Geburtstag gespannt! Es könnte durchaus sein, dass ich dann wieder an irgendeiner Startlinie stehe.
Kannst Du dir noch andere Sportarten vorstellen?
Ich bin ein Ausdauersportler. Ballsportarten beispielsweise liegen mir gar nicht.
Team Gamsbock/U.TLW
Erzähle etwas über das Team Gamsbock.
Mein Sohn Wolfgang hat ebenfalls gern Sport betrieben und zusammen mit seinen Sportsfreunden haben wir das Team Gamsbock gegründet. Es war zunächst ein loser Zusammenschluss von 4 Läufern und einer Läuferin. Wir haben viele verschiedene Sportarten betrieben und im Oktober gab es einen gemeinsamen Teamausflug. Wir hatten immer viel Spaß zusammen und alle sind sehr gute Sportler/-innen.
Als wir den U.TLW ins Leben gerufen haben, brauchten wir eine rechtliche Plattform und haben darum einen Verein gegründet. Dem gehören jetzt auch noch die drei Bürgermeister der Lamer Winkel Gemeinden an. Vor kurzem ist Steffi Koller, die Schwester von Maria, zum Team gestoßen und ergänzt es großartig.
Daneben gibt es Gastläufer/-innen, die unter unserem Teamnamen starten. Maria Koller hat nach langer Durststrecke in diesem Jahr den Madeira Skymarathon souverän für sich entschieden. Ich bin sicher, dass sie in diesem Jahr noch weitere große Erfolge erringen wird. Markus Mingo war Deutscher Trailrun Meister und hat den Transalpin Run gewonnen. Wolfgang Hochholzer hat bei den drei weltweit schwierigsten Rennen, Tromsö, Kima Trophy und Matterhorn Extreme, überzeugt. Johannes war bei den härtesten SKIMO Rennen dabei und wird am Trail immer stärker, wie er im Team mit Markus mit Platz 10 beim Monte Rosa Skymarathon erst vor kurzem bewiesen hat. Solche Teamleistungen sind in Deutschland ziemlich einzig.
Erzähle uns bitte etwas über den U.TLW.
Die Trails im Lamer Winkel sind unser Trainingsrevier. So war es eine logische Herausforderung für uns, den großen U-förmigen Bergzug mit seinen schwierigen Trails über 50 Kilometern in einem Stück zu laufen. Irgendwann haben wir das dann auch bewältigt und waren regelrecht geflasht von diesem Erlebnis.
In einem Revierguide mit dem Trail Magazin ließen wir anklingen, dass diese Strecke in ein Rennen integriert epischen Charakter haben könnte. Daraufhin meinte Gripmaster Stefan Repke vom Trail Magazin: „Wenn ihr das nicht macht, mache ich es!“ Dann haben wir es halt notgedrungen gemacht! Unter dem Motto „U.TLW – von UND für Trailrunner“ war der erste U.TLW nicht nur in kürzester Zeit ausverkauft, sondern die Rückmeldungen waren geradezu euphorisch. Die Geschichte des U.TLW nahm seinen Lauf. Heute ist der U.TLW bereits Legende, die drei Gemeinden im Lamer Winkel stehen voll dahinter, die Bevölkerung ist begeistert und so viele begeisterte Zuschauer wie beim U.TLW gibt es sonst in Deutschland nirgends. Darauf sind wir sehr stolz.
Als ich 2016 das erste Mal am U.TLW teilgenommen habe, hieß es: „Wenn sich das Wetter hält, dann könnt Ihr am Schluss eine ganz besondere Passage laufen – den Holy Trail. Den hat der Max extra für Euch mit einer Heckenschere freigeschnitten.“ 2018 bin ich den Holy Trail sogar zweimal gelaufen – einmal in der Vorbereitung und einmal am Renntag – und ich finde ihn ganz besonders. Ganz besonders schön, besonders technisch, gefährlich und besonders fordernd am Ende des Rennens. Bergauf laufen kann jeder – aber so ein Stück bergab – alle Achtung! Also: Der Holy Trail ist für mich etwas Besonders geworden und ich freue mich auf 2020. Kannst Du bitte die Geschichte dazu erzählen?
In Deutschland gibt es viele gute Trailrennen. Im internationalen Vergleich sind sie meist als technisch und konditionell leicht einzustufen. Wir können von den Gegebenheiten her technisch sehr anspruchsvoll, und technisch schwere Trails entsprechen unserem Selbstverständnis – also machen wir das auch so!
Der Holy Trail ist ein uralter Steig, den ich als Kind schon mit meinem Vater gewandert bin. Im Laufe der Zeit geriet er in Vergessenheit und viele umgestürzte Bäume machten ein Durchkommen kaum mehr möglich. Parallel dazu gibt es einen modernen Wanderweg. Es war eine ziemliche Arbeit, den Holy Trail wieder frei zu bekommen.
Gefährlich im internationalen Vergleich würde ich ihn nicht bezeichnen, aber extrem anspruchsvoll, wenn man bereits fast 50 Kilometer in den Beinen hat. Dieser Trail in Verlängerung mit dem Tromsö-Abschnitt ist wohl der meistverfluchteste, aber auch meist gelobteste Trail in Deutschland. Da an diesem Trail eine Wallfahrtskirche liegt, ganzjährig ein Weihnachtsbaum steht und an den Felsen einige tiefsinnige Sprüche eingemeißelt sind, haben wir ihn „Holy Trail“ genannt. Sein eigentlicher Name lautet „Maria-Hilf-Steig“. Dieser Trail verlangt Respekt. Darum gibt es im Rennen auch unseren Hinweis „Never urinate on a Holy Trail!“
Hast Du noch andere Projekte?
Im U.TLW freien Jahr gibt es jetzt den KaitersbergTrail, der vom TV Bad Kötzting ausgerichtet wird. Die 30 Kilometerstrecke mit über 1400 Höhenmetern habe ich konzipiert. Sie ist insgesamt vielleicht noch technisch und konditionell anspruchsvoller als der U.TLW. Besonders Wert habe ich auf eine kompakte Strecke gelegt. Mit zwei Verpflegungsstationen erreichen wir die Läufer fünf Mal. Das kommt natürlich auch den Zuschauern zu Gute, die die Läufer an einer Stelle teilweise drei Mal anfeuern können. Auch der KaitersbergTrail war in nur drei Stunden ausverkauft. Im Jahr ohne dem KaitersbergTrail veranstalten wir den Berglauf Kine vom Kaitersberg.
Emotionen
Warum läufst Du überhaupt?
Ich spüre draußen die Natur, genieße die Sonnanaufgänge und Sonnenuntergänge.
Wenn ich mich einmal nicht mehr bewege, bin ich vermutlich tot!
Den Trailrun-Boom finde ich super. Das Laufen in der Natur ist für mich die schönste Form des Laufens. Übrigens: Die Trails des KaitersbergTrails bin ich mit einem Laufkumpel auch schon in den 80er Jahren gelaufen. Damals hieß es aber noch Geländelauf.
Macht Dich Laufen glücklich?
Ausdauersport macht mich glücklich. Es muss nicht unbeding Laufen sein. Ich fahre genauso gern Rad. Ich fand und finde es großartig, nach der Arbeit Sport zu treiben. Danach bin ich ein ganz anderer Mensch.
Hast Du eine Lieblingsroute?
Ich liebe den Sonnenuntergang am großen Osser. Wenn es vom Wetter her passt, mache ich mich gern spontan auf den Weg dorthin. Mein Hausberg ist der Kaitersberg. Dort oben gibt es eine Webcam und wenn die mir gutes Wetter anzeigt, dann wandere ich gern hinauf. Grundsätzlich liebe ich aber alle Trails!
Danke, Max, für dieses Interview. Ich freue mich auf unser Wiedersehen beim U.TLW 2020.
Super Typ!