Ich habe Carsten Drilling vor etwa zwei Jahren kennengelernt, als er in Brakel seinen Vater besuchte und wir mit unserer gemeinsamen Lauffreundin Berenice zu den Höhlen unserer Region gelaufen sind. Seither stehen wir in losem Kontakt und ich folge ihm über Facebook bei seinen Ultraläufen und Laufabenteuern.
Persönliches
Carsten, erzähl uns ein bisschen über Dich.
Ich bin 46 Jahre alt. Wir leben seit 4 ½ Jahren in Zürich, ich bin aber schon seit dem Jahr 2000 in der Schweiz. Ich stamme aus Brakel und habe in Paderborn Elektrotechnik studiert. Ich bin direkt nach der Uni nach Bern gegangen und habe dort meine heutige Lebenspartnerin Barbara Drews kennengelernt. Seither arbeite ich in der Softwareentwicklung – zum Teil im Büro, zum Teil im Homeoffice. Wir haben eine Zeitlang in Berlin gelebt und sind nun schon lange wieder in der Schweiz. Ich arbeite gern im Büro, aber ich finde auch Homeoffice sehr schön, weil es mir viele Freiheiten bietet.
Meine Frau habe ich in einer kleinen Laufgruppe im Studentenwohnheim kennengelernt. Sie ist eine sehr gute Läuferin, aber nicht ambitioniert, und sie läuft nicht gern Wettbewerbe. Wenn sie dann aber startet, ist sie immer sehr gut, und ich denke, dass sie mehr Potential hat als ich. Ich habe zwei Töchter, 12 und 7 Jahre alt. Beide finden Sport nicht doof, sind aber nicht so sportbegeistert wie ihre Eltern.
Laufen
Seit wann läufst Du?
Ich habe im Winter 1997/98 mit dem Laufen begonnen, als ich mich aus einer Bierlaune heraus mit Freunden für den Berlin-Marathon angemeldet habe. Zwei von uns sind hartnäckig geblieben, haben trainiert und an ersten Volksläufen teilgenommen.
Erste Anlaufstelle in Brakel war damals die Laufgruppe „Non-Stop Ultra Brakel“, der ich immer noch angehöre. Der Osterlauf in Paderborn war dann mein erster Halbmarathon. Dabei habe ich gemerkt, dass es gut funktioniert und habe meine Ziele für den Marathon nach und nach heraufgesetzt. Am Ende kamen wir sehr gut ins Ziel und ich lief mit 3 h 8 min ein. Damit hatte mich der Virus gepackt, ich lief drei Wochen später den nächsten Marathon in Essen und schaffte es sogar, die 3 Stundenmarke zu knacken. Seither hat das Laufen eine sehr hohe Priorität in meinem Leben.
Wie hat sich dann Dein Laufen entwickelt?
Wir sind mit “Non-Stop-Ultra Brakel“ zu einer ganzen Reihe von Laufveranstaltungen gefahren. Im Herbst 1999 bin ich meinen ersten 100-Kilometerlauf in Neuwittenbeck bei Kiel gelaufen – und dabei gleich Dritter in meiner Altersklasse geworden. Das hatte mich damals sehr gepusht!
Im Sommer des gleichen Jahres haben wir in Appeldorn bei einem sehr schönen 24-Stunden-Lauf teilgenommen, der als Teamlauf organisiert war. Das hat als Mannschaft enorm Spaß gemacht: Wir haben dort gezeltet und die anderen angefeuert. 2000 bin ich dann dort allein gelaufen.
Und hast Du gefinished?
Das Gute an einem 24-Stunden-Lauf ist, dass die Uhr immer weiter läuft – egal, ob man läuft oder walked oder schläft. Das heißt, dass irgendwie jeder finished. Ich habe dort allerdings einige Fehler gemacht, die ich heute so nicht mehr machen würde.
Wie ging es dann in der Schweiz weiter?
Als ich dann in die Schweiz gezogen bin, musste ich für mich vieles neu sortieren und Anschluss finden. Ich habe gemerkt, dass die Startgebühren für einen Volkslauf nicht mehr 5 DM, sondern 30 Franken kosten, und dass dafür alles mit Hochglanzheftchen ausgestattet ist. Vermutlich aus diesem Grund habe ich an wesentlich weniger Laufveranstaltungen teilgenommen. Mein erster Lauf in der Schweiz war der „Swiss Alpine“ im Juli 2000, bei dem ich meine Liebe zu den Bergen entdeckt habe.
Es gab dann Läufe an der Jungfrau und im Jura; beim „Swiss Alpine“ habe ich zweimal teilgenommen. Sehr schön war der Swiss Jura Marathon von Genf nach Basel, der in Etappen von jeweils 50 km in fünf Tagen zu bewältigen war. Hier konnte ich einen 5. Platz belegen und bekam das erste Mal Preisgeld. Heute würde man sagen, dass das ein Traillauf war, aber damals gab es diesen Ausdruck noch nicht. Ich kann also mit Fug und Recht sagen, dass ich bereits seit 20 Jahren ein Trailläufer bin.
Ich bin weiterhin ab und zu Straße gelaufen, aber die Highlights waren eindeutig die Bergläufe. Als meine Tochter geboren wurde, habe ich das Laufen reduziert. Familie und Beruf waren wichtiger und das Laufen hatte nur noch die dritte Priorität. Ich bin nach wie vor am Ball geblieben und im Jahr etwa zwei Marathons gelaufen, aber grundsätzlich war es viel ruhiger.
Von 2004 bis 2012/13 gibt es ein großes Loch und ich habe im Ultrabereich nichts mehr gemacht. Als wir in Berlin lebten, bin ich viel Straße und flach gelaufen und habe an meinem Tempo gearbeitet, das ich durch die langen Distanzen vernachlässigt hatte. Nach einer bestimmten Zeit hat es mich dann in Berlin nicht mehr gereizt. Es dauert dort einfach sehr lange, bis man durch die Häuserreihen hindurch ins Grüne kommt.
Ich habe mich 2012 spontan für den Zugspitzlauf angemeldet mit dem Gedanken, dass die 68 Kilometer schon machbar sein sollten. Bei diesem Lauf kam dann auch die Leidenschaft zum Laufsport wieder zurück.
Wie ein Neustart.
Ja, so ungefähr! Durch das Zugspitzerlebnis habe ich gemerkt, dass das Trailrunning – den Begriff gab es mittlerweile – etwas für mich sein könnte. Seither habe ich viele Veranstaltungen in diesem Bereich besucht.
Bist Du dann im Ultrabereich geblieben?
Ja! Im gleichen Jahr bin ich mit meiner Frau zusammen als Team den „Transalpin Run“ gelaufen. Das war super! Wir haben gelitten, aber wir haben es geschafft! Der gemeinsame Zieleinlauf war ein tolles Erlebnis, so etwas trennt oder schweißt zusammen. Wir haben zu dieser Zeit noch in Berlin gewohnt und für uns Flachländer war das eine besondere Leistung.
Im nächsten Jahr bin ich erst noch einmal den „Transalpin Run“ mit einem Freund gelaufen und danach noch viele andere Läufe in diesem Bereich. Irgendwann musste eine Steigerung her und ich bin die 100 Kilometer an der Zugspitze, in den Dolomiten und bei anderen Veranstaltungen gelaufen. Diese Distanz war nun nicht mehr so weit weg und in mir reifte der Plan, an einem 100-Meiler teilzunehmen.
2015 hatte ich endlich einen Startplatz für den „UTMB“, das große Ziel jedes Ultra-Trailläufers. Ich war gut vorbereitet und hatte ein paar Wochen zuvor einen guten 100-Kilometerlauf am Eiger absolviert. Aber beim Lauf – eigentlich schon ein paar Wochen vorher – hatte ich ein komisches Gefühl. Es lief nicht rund und ich fühlte mich nicht gut. Die Anspannung fehlte. Der Renntag selbst war sehr heiß und ich habe von Anfang an gelitten. Die Nacht konnte ich noch durchlaufen, aber ich war schon weit hinter meiner geplanten Zeit.
Tagsüber wurde es noch wärmer und ich konnte die Temperatur nicht mehr ausgleichen. Bei Kilometer 125 habe ich mich von einem Arzt checken lassen, der eine Körpertemperatur von 39 Grad feststellte und mir dringend zum Ausstieg riet. Ich war sicher gesund gestartet, aber psychische Belastung, äußere Bedingungen und Erschöpfung führten zu diesem Zusammenbruch. Schweren Herzens musste ich aufgeben und es war nach 20 Jahren mein erster DNF („do not finish“ = Abbruch). Auf der anderen Seite war ich froh, dass mir der Arzt die Entscheidung abgenommen und ich mich zugunsten meiner Gesundheit entschieden hatte.
Der 100-Meiler war also noch nicht geschafft. Im August 2016 gab es den „Alpen X“, mit einer schönen Strecke, aber Defiziten bei der Organisation. Nach mehrmaligem Verlaufen habe ich dann irgendwann und irgendwie das Ziel erreicht. Damit konnte ich die 100 Meilen endlich abhaken. Das war für mich wichtig, weil ich einen Startplatz für den einen Monat später startenden 200 Meilen-Lauf „Tor des Geants“ im Aostatal in Italien hatte und ich mich ohne diese positive Erfahrung nicht an diese Distanz gewagt hätte.
Gute Güte!
Schlussendlich habe ich so auch die 200 Meilen gefinished.
Glückwunsch, Carsten!
Das war für mich einer der schönsten und emotionalsten Läufe, die ich je gemacht habe. Ich habe dafür etwa 110 Stunden benötigt. Der Sieger hatte ungefähr 70 Stunden – nur damit Du mal das Verhältnis siehst! Das Zeitlimit liegt bei 150 Stunden. 330km mit 25000 Höhenmetern. Irgendwann möchte ich hier nochmals starten, einfach genial schön.
Erzähle mal etwas über das Trailmagazin.
Ich bin ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Trailmagazin. Ich bekomme dort kein Geld, aber es macht mir sehr viel Freude über meine Läufe zu berichten.
2016 habe ich für den „Trailblog“ gearbeitet, einen der besten Blogs in diesem Bereich, zumindest damals. Leider gibt es den Blog nicht mehr und Ende 2016 hat sich dann eine neue Möglichkeit ergeben.
Denis Wischniewski, Gründer und Chefredakteur des Trailmagazins, hat für die Saison 2017 ein Fünf-Personen-Team gesucht, das für das Trailmagazin laufen und von Scott ausgerüstet werden sollte. Etwa 200 Leute haben sich beworben. Ich hatte Glück und einen der begehrten Plätze bekommen. Dadurch bin ich näher ans Trailmagazin rangerutscht, konnte von meinen Läufen berichten und habe ab und zu, aber eher selten, Testmaterial, bekommen.
Mittlerweile ist Denis für mich ein guter Freund geworden. Am Samstag nach Himmelfahrt werden meine Tochter Rahel und ich auch wieder beim „Lichtenstein Marathon“ mithelfen. Den Lauf kann ich Dir und Deiner Gruppe sehr empfehlen – es gibt tolle Trails auf der Schwäbischen Alb.
2017 habe ich zusammen mit meiner Frau in Wales bei dem Fünf-Tage-Lauf „Dragon´s Back Race“ teilgenommen. Das war sehr spartanisch: Zeltplatz, zweimal Duschen, kein Strom, kein Wasser, Handy nur mit Powerbank, sparsamer Gepäcktransport, etwa 12 Stunden pro Tag unterwegs. Nur eine Verpflegung pro Tag, alles selbst transportieren. Sehr simpel! Die Landschaft in Wales ist wunderschön mit all ihren Hügeln und Bergen und der Lauf war mein Highlight 2017.
2018 hatte ich wieder einen Startplatz für den UTMB – und diesmal klappte es trotz durchgehend schlechten Wetters. Damit konnte ich dieses Kapitel auch abhaken.
Glückwunsch! Das sind richtige Abenteuer, die Du erlebst. In diesem Jahr läufst Du in den USA.
Richtig. Ich werde beim „Western States 100“ laufen. Es handelt sich dabei um das älteste 100-Meilen-Rennen der Welt. Die Teilnehmerzahl ist immer noch so gering wie am Anfang mit 369 Teilnehmer/-innen. Es bewerben sich jährlich Tausende für das Rennen. Der Lauf findet im Juni in Kalifornien statt und die größte Herausforderung sind sicher nicht nur die Entfernung und die Höhenmeter, sondern auch die Hitze. Man startet frühmorgens und läuft in die Hitze hinein, in den Canyons kann es bis zu 40 Grad heiß sein. Die Strecke ist nicht sonderlich technisch, was bedeutet, dass es wenig Passagen zum Marschieren gibt, was mir in den Alpen eigentlich sehr liegt, um die Muskeln nicht zu einseitig zu belasten.
Es gibt ein tolles Video von Florian Neuschwander aus dem Jahr 2018:
Wie kann man mit dieser Hitze umgehen? Kann man dafür trainieren?
Ich werde mich mit einem Bekannten zusammensetzen, der Erfahrungen mit der Hitze und dem entsprechenden Training hat. Ich glaube, dass er zum Beispiel viel in der Sauna war, um den Körper an die Wärme zu gewöhnen. Wir werden sehen …
Man darf einen Teil der Strecke von einem Partner begleitet werden. Damit ist man nicht allein und kann psychisch unterstützt werden. Das Feld ist weit auseinandergezogen und man ist viel allein.
Wird Deine Frau Dich begleiten?
Ja, wird sie. Ich freue mich riesig mit ihr zwei Wochen in Kalifornien verbringen zu dürfen. Das klappt natürlich nur, wenn man eine tolle Familie und Freunde hat, da unsere Kinder ja schulpflichtig sind und während dieser Zeit betreut sein müssen. Danke an dieser Stelle!
Hast Du noch andere Projekte?
Es gibt in Großbritannien drei große und wilde Läufe: Es handelt sich dabei weniger um Wettkämpfe als mehr um Challenges. Eine ist in England (die Bob Graham Round), eine in Schottland und eine dritte in Wales namens „Paddy Buckley Round“. Genau diese Runde habe ich letztes Jahr mit fünf Freunden im November versucht. Es handelt sich um eine Runde mit 47 Gipfeln auf einer Distanz von etwa 100 km. Die Strecke ist meistens weglos und man muss mit Karte und GPS den idealen Weg finden.
Wir hatten tolle einheimische Begleiter, die uns unterstützt haben und beim Navigieren geholfen haben. Aber das Wetter war so unglaublich schlecht und die Strecke schwierig, besonders im Dunkeln. Ich bin schließlich mit zwei Freunden bei Kilometer 70 ausgestiegen.
Drei Freunde haben versucht, den Lauf zu Ende zu bringen, aber sie sind praktisch nur noch im Sumpf herumgelaufen, so dass sie es dann auch abbrechen mussten. Wir waren zu sechst beim Start und keiner von uns hat es geschafft. Wir wollen es in diesem Jahr in Wales Ende Juli noch einmal versuchen. Der Weg war sehr anspruchsvoll und das Gelände war sehr schwierig. Es ging durch Sümpfe und wir mussten klettern. Auch wenn wir es nicht geschafft haben, war es ein tolles Erlebnis. Die Briten haben uns wunderbar unterstützt und großen Aufwand für uns getrieben. Es sind dadurch nette Kontakte entstanden.
Wie viele Kilometer läufst Du pro Jahr?
Die letzten drei bis vier Jahre bin ich immer so um die 4.000 km und 130 km Höhenmeter gelaufen.
An wie vielen Rennveranstaltungen nimmst Du pro Jahr teil?
2018 bin ich vier Ultras gelaufen. Dabei hat es sich um einen 100k und einen Etappenlauf über drei Tage gehandelt. Dazu kamen ein Marathon und vier Volksläufe. 2017 habe ich zwei 5-7 tägige Etappenläufe, drei Ultras, zwei Marathon und diverse kürzere Wettbewerbe absolviert. Man kann grob sagen, dass ich im Durchschnitt etwa an 10 Wettbewerben mit Distanzen von 3 km bis 200 Meilen teilnehme.
Deine Aktionen sind sehr aufwändig – sowohl bezüglich der jeweiligen Veranstaltung als auch bezüglich der Vorbereitung und des Trainings. Wie bekommst Du das zeitlich und energiemäßig hin? Parallel zur Arbeit und zur Familie?
Das ist tatsächlich nicht immer einfach – aber so geht es vielen. Meine Frau macht auch gern Sport und so können wir oft zusammen etwas unternehmen. Ich laufe oft abends und es macht mir nicht aus, im Dunkeln zu laufen. Zu Wettkämpfen fahre ich oft allein, weil der Aufwand mit der ganzen Familie zu aufwändig ist.
Ich plane mein Laufjahr meist weit im Voraus und wir sprechen die großen Veranstaltungen lange vorher ab. Falls dann etwas dazwischenkommt, können wir gut umplanen. Meine Frau weiß, dass mir Sport sehr wichtig ist. Ich versuche mein Training zu Hause zu gestalten. In diesem Jahr habe ich sehr wenige Wettkämpfe und fahre daher seltener weg. Einer dieser Wettkämpfe ist übrigens der Hermannslauf!
Ach ja! Erzähl mal.
Wir haben in der Schweiz Frühlingsferien und ich werde gemeinsam mit meinen Töchtern meinen Vater in Brakel für ein paar Tage besuchen. Bei dieser Gelegenheit kann ich dann am Hermannslauf teilnehmen.
Wir müssen uns dann unbedingt treffen.
Unbedingt!
Hast Du Dir etwas Bestimmtes für den Hermann vorgenommen?
Ich war einmal Zehnter beim Hermannslauf in 1 Stunde 56 Minuten. Diese Zeit werde ich heute nicht mehr schaffen und ich hoffe unter 2.05 zu bleiben. Ob ich das schaffe …? Wir werden sehen.
Emotionen
Hast Du eine Lieblingsroute?
Im letzten Jahr bin ich mit meiner Frau eine wunderschöne Strecke, den Hardegrat, gelaufen. Das ist ein langer Weg in Interlaken fast ausschließlich über Berggrate hinweg. Zuerst ist es noch als Wanderweg ausgeschrieben, wird dann aber sehr einsam und unwegsam. Man sieht, dass dort ein Pfad ist, aber es sind kaum Menschen dort. Wir sind dort hoch und das Besondere ist, dass man dort schon das Ziel sieht, das Brienzer Rothorn. Bis dahin sind es etwa 30 km. Der Weg verläuft komplett auf dem Grat – wunderbar mit einer ganz tollen Aussicht. Am Brienzer Rothorn haben wir Mittag gegessen und dann ging es noch 10 km leicht bergab.
Ich habe bei uns zu Hause eine kleine Laufgruppe. Wir starten am Gemeindezentrum und laufen für meine Verhältnisse eher gemütlich, aber es macht viel Freude.
Was bringt Dich dazu, immer härtere Rennen und Herausforderungen zu suchen?
Es ist bestimmt der Reiz, etwas auszuprobieren und die eigenen Grenzen abzutasten. Grundsätzlich bin ich mir nicht sicher, ob „immer schneller, weiter höher“ die richtige Einstellung ist, aber aktuell macht es mir einfach sehr viel Spaß. Ich könnte mir zur Zeit nicht vorstellen, mich jedes Jahr wieder einfach für Straßenmarathons vorzubereiten. Das Schöne der ganz langen Läufen ist, dass es nie langweilig wird, dass sich so schnell neue Situationen ergeben und dass auf jedes Tief meistens ein Hoch folgt (aber auch umgekehrt).
Warum machst Du das? Warum läufst Du so viel, Carsten? Was fasziniert Dich am Laufen?
Es macht einfach enorm viel Spaß. Laufen ist ein ganz wichtiger Teil in meinem Leben geworden. Wenn ich laufe, geht es mir gut. Wenn ich laufe, leert sich mein Kopf und ich kann ganz runterkommen. Die Zeit, die ich laufe, ist einfach meine Zeit, die mir gut tut.
Es ist mittlerweile sicher eine gewisse Sucht – eine positive Sucht. Es ist natürlich auch die Selbstbestätigung durch die Erfolge, die ich erreicht habe. Und ein großer Teil meines Freundeskreises kommt aus der Laufszene. Das Laufen ist damit auch sozial sehr wichtig für mich.
Macht Dich Laufen glücklich?
Unbedingt! Ich wäre unglücklich, wenn ich nicht laufen könnte.
Hast Du mal daran gedacht, einen anderen Sport zu machen?
Ich wüsste aktuell nicht was. Vor etwa 20 Jahren habe ich oft vom Ironman geträumt, musste aber schnell feststellen, dass ich kein begnadeter Schwimmer bin und der Aufwand für mich sehr groß wäre. Klettern finde ich noch sehr interessant, vielleicht versuche ich das mal mit meiner Tochter, die im letzten Jahr einen Kurs gemacht hat.