Laufen ist ein wunderbarer Sport: Wir bewegen uns draußen an der frischen Luft, sommers wie winters und genießen das gemeinsame Erlebnis in der Natur. Wenn da nicht die Wettbewerbe wären!
Bei allen großen und kleinen Wettbewerben ist es üblich, den Läufer/-innen an VPs (= Verpflegungspunkten) Essen und vor allen Dingen Getränke zur Verfügung zu stellen – eine überaus sinnvolle Angelegenheit, wenn nicht genau an diesen Punkten eine Unmenge an Müll produziert würde. Genauer gesagt werden die Getränke in Bechern aus Plastik und seit neuestem auch aus Pappe gereicht, die dann weggeworfen werden.
Für die Nichtläufer unter den Leser/-innen: Ich komme während des Wettbewerbs also an den VP, nehme mir einen Becher mit Wasser, trinke ihn und lasse ihn fallen. Dann nehme ich noch einen zweiten Becher mit isotonischem Getränk und werfe auch diesen weg – vorzugsweise auf den Boden, wo ohnehin schon Tausende von Bechern liegen. Weiter geht’s bis zum nächsten VP – wieder 2-3 Becher auf den Boden – und so weiter und so weiter.
Zahlen
Beim Halbmarathon in Berlin werden fast 300.000 Einwegbecher verwendet. Der größte Teil davon landet auf der Straße, so dass man nach dem VP erst einmal 50 bis 100 Meter über einen knisternden Teppich aus Bechern läuft. Schön ist etwas anderes.
Ähnlich ist es beim Hermannslauf, einem wunderbaren Kultlauf im Teutoburger Wald. Hier werden die Becher achtlos in die Natur geworfen. Bei 7.000 Teilnehmer/-innen landen geschätzte 65.000 Becher im Wald. Spätestens hier müsste jedem die Widersinnigkeit deutlich werden. Natur und Müll vertragen sich einfach nicht!
Die Veranstalter des Berliner Halbmarathons sind des Problems bewusst und experimentieren mit Mehrwegbechern. Bitte überlegt einmal, wie viele kleine und große Läufe es in Eurer Region gibt und an wie vielen Läufen ihr teilnehmt. Das rechnet bitte hoch auf ganz Deutschland und multipliziert es mit der Anzahl an Bechern. Ich vermute, dass man in den Bereich einer soliden dreistelligen Millionenzahl kommt. Und das für diesen wunderbaren Sport in der freien Natur!
Argumente:
- Der Müll wird zweifelslos perfekt weggeräumt. Am Tag nach dem jeweiligen Lauf ist nichts mehr zu sehen. Das funktioniert wirklich gut! Aber: Damit, dass man die Becher nicht mehr sieht, ist das Problem ja nicht beseitigt. Die Becher wurden gekauft und damit die Ressourcen verbraucht. Recycling bedeutet auf jeden Fall entweder Downcycling oder Verbrennung. Die Ressourcen sind weg und unser Planet ein Stück weiter geplündert.
- Die Verwendung von Pappbechern ist Augenwischerei. Auch damit werden Ressourcen in Form von Energie, Transport und Müllbeseitigung verbraucht.
- Im alpinen Trailbereich ist es schon länger üblich, dass auf Einwegbecher verzichtet wird und jede/r seinen eigenen Faltbecher mitnimmt. Funktioniert prima! Das kann ganz einfach auf normale Läufe übertragen werden.
- Ein Argument für Einwegbecher ist, dass die Läufer die Getränke in diesen Bechern benötigen, weil es schnell gehen muss. Dieses Argument lasse ich für die ersten 100 oder 200 Läufer gelten – nur halten diese Athleten sowieso nicht an den VPs an. Für den normalen Otto-Normal-Läufer spielt es doch wirklich keine Rolle, ob er den Marathon eine Minute schneller oder langsamer läuft oder ob er 14.400 oder 14.401 wird, oder? Zumal dann ja auch wieder die Bedingungen für alle gleich sind.
- Bleibt nur noch das Killerargument: Die Läufer/-innen wollen das aber. Sportler sind halt unvernünftig! Das mag stimmen. Vielleicht auch nicht. Angesichts dieser Müllflut finde ich dieses Argument nicht besonders stark.
Wie kann es besser werden?
Ich meine, dass es einfach keine Einwegbecher mehr geben soll. Jede/r Läufer/-in bekommt mit dem Starterpaket einen eigenen Becher, an der Strecke gibt es wie gewohnt VPs mit Getränken und jeder kümmert sich selbst. Alle sind erwachsen. Punkt!
Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, auf diesen Quatsch zu verzichten. In Berlin und beim Hermannslauf habe ich mich durchgehend mit meinem eigenen Becher versorgt und bin sehr zufrieden. Werbeblock: Die Firma Salomon verkauft solche Trinkbecher. Diese sind zwar teuer, aber sehr funktional. Und jetzt bitte nicht heulen wegen der Kosten! Verglichen mit Startgeldern und Laufbekleidung kommt Ihr über die 10 Euro bestimmt für eine einmalige Anschaffung hinweg.
Kleine Randbemerkung: In Berlin wurde mit Mehrwegbechern experimentiert und ich fand es sehr merkwürdig, wie viele dieser Mehrwegbecher weggeworfen wurden!? Ich zweifle wirklich am Verstand dieser Sportler! Ich hatte ja (wie beschrieben) bei dem Halbmarathon viel Zeit und habe mir diese damit vertrieben, die weggeworfenen Mehrwegbecher einzusammeln und abzugeben. Es kam ganz schön etwas zusammen.
Unsere Welt wird nicht besser dadurch, dass jede/r Bedenken hat und alles beim Alten bleibt. Sie wird nur dadurch besser, dass
- Ihr Läufer/-innen Euch eigene Becher kauft und verwendet,
- Ihr Laufveranstalter keine Einwegbecher mehr verwendet und
- wir alle zusammen es einfach tun!
Unsere Natur, unsere Stadt und unser Planet vertragen nicht noch mehr Müll. Wir sollten weiter unseren Sport im Einklang mit der Natur betreiben und dabei ein kleines bisschen sorgsamer sein. Es ist so schön.